13.9.2023
Um drei Uhr Aufstehen. Um vier Uhr zum Flughafen. Boarding ist um halb sechs, aber man weiß ja nie, welche Schlangen vor dem Check in warten. Natürlich halb so schlimm. Die Kamera erregte Aufmerksamkeit – ist wohl selten geworden so ein Ding! Ließ sich aber durch ausgiebige Inspektion klären.
Kurz nach acht (Ortszeit – Uhr eine Stunde zurück) in Porto. Banges Warten auf mein Gepäck (mit dem neuen Großfall – fast 20 kg!). Ein Glück, es kommt über das Band geschaukelt.
Jetzt zur Metrostation um den Bus nach Vigo zu erreichen. Übliches Gedränge vor den Fahrkartenschaltern. Hier braucht man noch zusätzlich eine aufladbare Karte. Dann gemütliche Fahrt durch die Vorstädte zum Bahnhof Campanha.
Wo mag nur der Bus losgehen? Nein, das sind hier nur Lokalbusse, die Fernbusse sind auf der anderen Seite, da müssen sie ganz hinten durch einen Tunnel. In der Tat alles richtig – wenn die 20kg nur leichter wären. Flixbus nach Vigo kommt pünktlich um 10:30. Habe leider keinen Platz gebucht (weil ich ja nicht wußte, ob ich es schaffe). Na ja mit Barzahlung und kleinem Trinkgeld ging es dann doch.
Sehr angenehmer Bus, allerdings mit Zwischenstop – auf dem Fluhafen!!! Tja das hätte ich bequemer haben können!!!!
Dann aber wirklich los nach Norden durch die grün bewaldeten Berge Nordportugals. Sogar mit Kaffeepause. Sehr schöne Fahrt. Es wird hauptsächlich englisch gesprochen – Reisegruppe? Von den Bergen sehe ich schon die Ria von Vigo und draußen die Islas Cies. Fühle mich schon fast etwas heimatlich!
Am Busbahnhof in Vigo kenne ich mich ja aus. Rasch in ein Taxi und eine Viertelstunde später bin ich in San Adrían auf ARIEL.
Erster banger Blick: sie schwimmt noch, der Mast steht, Fender und Leinen sind ok!
Erst mal das Gepäck an Bord, dann Strom und Wasser anschließen, seeklar machen. Erstes Proviant einkaufen, Hafenmeister mit der gewünschten deutschen Wurst verwöhnen, Rechnung bezahlen, ja, morgen soll´s wieder weitergehen – nach Süden. Herzlicher Abschied von Hafenmeister und Manager.
14.9.
7 Uhr aufstehen. Ist noch dunkel, aber die Morgenröte beginnt. Kaum Wind. Erst mal zur MARINA PUNTA LAGOA, um zu tanken. Dann tuckere ich mit etwas Segelunterstützung die Förde/ Ria hinaus an Moaña und Vigo vorbei, die Cies Inseln immer an Steuerbord im Blick nach Baiona.
Hier wieder mächtig ´was los: Weltmeisterschaften der J80 Klasse. Beim letzten mal waren es Meisterschaften der Moto-Cross Räder. Ich ankere unter der ehrwürdigen Festung und komplettiere die Einkäufe. (Hier kam übrigens Columbus nach seiner ersten Amerikareise zuerst an Land!).
15.9.
Ruhige Ankernacht. Der Wetterbericht klingt nicht ermutigend. Ein Sturmtief zieht vor die portugiesische Küste und soll Wind bis 50 kn bringen. Aber erst übermorgen. Da will ich noch schnell die 35 Meilen bis Viana do Castelo huschen!
6 Uhr aufstehen. Noch finstere Nacht. Noch im Dunkeln hole ich die 50 m Kette ein. Der Grund besteht aus feinem Sand und Schlick, macht ordentlich Schmiere an Deck – im Sturm wäre das kein idealer Grund! Draußen heult gelegentlich ein Nebelhorn. AIS und Radar werden den Weg schon weisen. Aber die vielen kleine Angler mit winzigen Lämpchen, tja deren Risiko! So schlimm wird´s aber nicht. Die aufgehende Sonne läßt den Nebel steigen und macht eine besondere Stimmung. Von Orcas ist nichts zu sehen. Eine Herde von Schweinswalen macht Wettrennen mit Ariel – da kann sie nicht mithalten.
Gegen 14:00 ist mein Ziel erreicht und ich werde vom freundlichen Hafenmeister in den alten Fischerhafen eingewiesen.
Hier findet sich eine Internationale Gruppe mit Holländern und Belgiern ein, die wohl auch keine Lust auf Sturm haben.
Na mal sehen, die Windkarte ist schon eindrucksvoll!
16.9.
Rockkonzerte mögen ja ganz schön sein, aber wenn der Bass die Planken bis drei Uhr morgens zittern lässt wird’s eher Ruhestörung. Dazu noch knarrende Leinen, weil der Schwell doch seinen Weg bis in die hinterste Hafenecke findet.
Am Vormittag das neue Großfall im zweiten Anlauf mit einem Augspleiss versehen. Den ersten konnte ich gleich wegwerfen, sah eher aus wie ein Pudel.
Dann am Nachmittag in die Bibliothek. Eindrucksvoller Neubau direkt am Fluß Lima gelegen, hell möbliert mit großzügigen Räumen, man kann fast sagen Hallen.
17.9.
Heute tatsächlich recht windig und kräftiger Regen. Da liegt eine Besichtigung der GIL EANES, dem Lazarettschiff, das uns so guten Windschutz bietet, nahe.
Doppelt interessant: zum einen die ärztliche Versorgung auf so einem Schiff in der 60er Jahren. Zwei Ärzte, sechs Schwestern, zwei Pfleger, ein Apotheker. Die waren für die gesamte Diagnostik (inkl. Röntgen und Labor) und Therapie vom Knochenbruch bis akutem Bauch zuständig. Das müssen schon tolle Allrounder gewesen sein!
Na ja ein Kaplan war auch dabei.
Zum anderen war das Schiff zur Versorgung der portugiesischen Kabeljau-Fischfangflotte auf den Neufundlandbänken eingesetzt. Deshalb gibt es jetzt dort eine permanente Ausstellung über das Kabeljaufischen mit den Dorys mit interessanten Exponaten. Das müssen harte Kerle gewesen sein in ihren kleinen Dorys auf dem weiten Meer! Und viele blieben auch dort!
Am Nachmittag scheint der Regen vorbei, es wird heller. Also zur Praça de Republica - angeblich einer der schönsten Plätze Portugals. Na ja, nicht schlecht.
Dann mit langen Schritten weiter, der Berg ruft! Genauer gesagt der Monte Santa Luzia mit seiner Wallfahrtskirche, die mich schon bei der Einfahrt begrüßt hat. 742 Stufen wollen überwunden werden (es geht aber auch eine Standseilbahn).
Dann ist der Gipfel „gemacht“. Hier oben pustet der Wind richtig.
In der Einfahrt bricht sich die See. Mäßiger Touristenstrom. Schöner Blick über´s Land in der Abendsonne
18.9.
Die Sonne scheint wieder, der Wind weht schwach aus SW, am Nachmittag soll er sogar aus W-NW kommen. Dann will ich auch weiter.
Am Vormittag besuche ich noch die Festung (Forte de Santiago da Barra), die den Hafen vor Piraten schützen sollte. Heute ist dort eine Hotelfachschule untergebracht.
Alles noch gut erhalten aber ungesichert. Davor eine (ehemals) vergoldete Gestalt.
Leider keine Legende dazu; vielleicht die Viana persönlich mit einem Schiffchen in der einen Hand und einer Blume in der anderen.
Am Nachmittag: Leinen los und teils mit Motor und teils mit Segeln nach Póvoa da Varzim. Der Hafenmeister geleitet mich nach Anlegebemühungen in der alten Marina gleich in die neue Nord-Marina. Sie ist durch einen weiteren massiven Wellenbrecher gut geschützt. Verglichen mit den turbulenten Tagen in Viana herrscht hier fast beängstigende Ruhe.