2.3.1024
3 Uhr Aufstehen!
Übliches Schlangestehen an der Gepäckabgabe. Erste Überraschung: "Gäste nach Paris bitte mir folgen!" Bei der Air France geht das noch persönlich (zwar nicht schneller, aber doch freundlich und reibungslos!). Abflug pünktlich um 06:25. Nächste Überraschung: "Was möchten Sie trinken? Kaffee? Tee? Saft?" Lange nicht mehr gehört bei Eurowings und Konsorten. Dann reibungsloser Umstieg am selben Terminal in Paris, pünktliche Ankunft zusammen mit dem Gepäck - die mitreisende Ausrüstung inkl. Schwimmwesten unbeanstandet! Kompliment Air France!
Jetzt noch Straßenbahn und Bus, um 12:00 bin ich wieder an Bord. Hier alles wohlauf, bis auf einen Fender, dem die Luft ausgegangen ist. War wohl doch einiger Wind!
3.3.
Seeklar machen Einkaufen.
4.3.
Leider zu viel Wind. In Böen bis Windstärke 9. Das muß freiwillig nicht sein! Daher: Resteinkäufe und Stadtrundfahrt mit sehr günstiger Tageskarte.
5.3.
Jetzt aber! Um 10:20 ist Hochwasser. Da fange ich um neun Uhr langsam an, den Leinenverhau, der Ariel vier Wochen gesichert hat, zu lösen und tuckere zwischen zwei Schauern bei strahlender Sonne auf die Rede von Brest. Noch bläst Westwind, aber das soll sich auf Süd ändern. Ich halte mich an das Nordufer und will im Windschatten nach draußen fahren. Da kommt ein Marineschiff und weist mich an, auf die Südseite zu gehen, hier käme jetzt ein U-Boot. Hm, so groß kann das doch auch nicht sein, aber ich mache, wie befohlen. Nach einiger Zeit taucht der Turm in der Ferne auf. Das muß ja wichtig sein! Drei Begleitschiffe und zwei Hubschrauber. So eine Art "Roter Oktober"? Wohl sehr geheim?
Gegen Mittag habe ich endlich die Pointe de St. Mathieu erreicht und kann die Segel setzen. Malerisch liegt die Klosterruine im Sonnenschein neben den beiden Leuchttürmen! Nun geht´s hart am Wind nach Norden. Leider steht noch südgehender Strom von 2-3 kn im Canal du Four. So habe ich den vielfotografierten Leuchtturm LE FOUR erst am späten Nachmittag querab. Auch jetzt läßt der Atlantikschwell die Gischt fast bis zum Laternenhaus spritzen. Aber bald beginnt der Flutstrom zu schieben. Dafür geht der Wind erst mal Schlafen und Herr Yanmar kommt zum Einsatz. In der ruhigen Sternenacht ziehen die Leuchtfeuer der nordbretonischen Küste vorbei. Langsam dreht der Wind, wie versprochen, auf Süd und hat bis zum Morgen so zugenommen, daß wir wieder segeln können. Herrlich, bei Sonnenschein so leise dahinzugleiten, immer noch schön von der Atlantikdünung vorwärtsgeschoben. Langsam schält sich Guernsey aus dem Dunst und gewinnt an Kontur - ja da waren wir doch spazierengegangen! Ja, da vorn der weiße Fleck ist St. Marin´s Point - da müssen wir ´rum!
Also Segel wieder bergen, Motor an und einlaufen nach St. Peter Port. Um 11:00 Ortszeit macht Ariel am Tankkai fest. 200 Liter Diesel zu£0.91 - das haben wir seit der Algarve verfahren und verheizt.
Strom und Wind sind günstig, daher rasch weiter hinein ins Alderney Race. Bei leichtem halbem Wind schiebt uns der Strom mit 8 kn über Grund. Im Race selbst das übliche Gewusel und Gequirle der Wellen, aber heute zur Nippzeit und bei leichtem Wind ungefährlich. Mit 20 Grad Vorhaltewinkel schiebt sich Cap de la Hague langsam vorbei. Nun hat der Wind ganz auf Ost gedreht und nimmt nach einer Atempause auch zu. Also für die letzten 10 Meilen bis Cherbourg wieder Maschine an. Noch bei Dämmerung passieren wir die äußeren Molen, aber bis wir den Liegeplatz erreichen ist es finster.
Morgen soll Starkwind aus Ost, also gegenan, sein. Mal sehen, wie es dann weiter geht!
7./8.3.
Wie befürchtet blies der Ostwind kräftig und konstant aus der Richtung in die ich will. Also Geduld, Stadt ansehen und kleine Basteleien am Boot.
9.3.
Heute soll der Wind drehen und abnehmen. Also los! Zunächst ist die Reise doch recht hoppelig, der ostsetzende Strom steht gegen den Wind. Kleines Großsegel und Cutterfock bringen zusammen mit dem Strom doch 6 kn über Grund. Gegen Mittag kentert der Strom und der versprochene Südostwind bläst wieder aus Ost. Der Kurs weist jetzt Richtung Isle of Wright. Geduld!!! Nach zwei Stunden: Wenden vielleicht geht es auf dem anderen Bug besser! Denkste. Ich fahre fast wieder zurück!
Noch mehr Geduld. Am Abend kentert der Strom ja in die richtige Richtung! Und in der Tat allmählich zeigt der Kurs wieder zum Ziel Boulogne. Dann dreht der Wind auch wie angesagt nach Südost und läßt nach. Der Yankee kommt zum Einsatz und Ariel rauscht durch die Nacht. Ein paar Fischer haben mich offensichtlich auf dem Schirm und ich kann ungestört Kurs halten. Am nächsten Morgen schläft der Wind ganz ein und dreht auf Nord. Da sind es aber nur noch 10 Meilen bis zum Ziel und die schiebt der gute Yanmar Diesel zuverlässig wie immer! Um 11:00 lege ich in der verweisten Marina an.
11.3.
NNW-Wind. Fünf Uhr aufstehen. Also erst mal motorsegeln hart am Wind (ehrlich gesagt mehr Motor als Segel) bis zum Cap Gris Nez. Dazu steht noch Gegenstrom - Geduldsprobe.
Aber dann: Nach dem Cap kann ich abfallen und die Vorsegel setzen. Dazu läuft jetzt der Strom auch noch mit. Calais und Dünkirchen fliegen vorbei. Unglaubliche 11, kn über Grund!
Schon um 16:00 liegt Nieuwpoort voraus, wo ich kurz nach 17:00 festmache. Ich will mich in der Marina anmelden, aber: ab 17:00 geschlossen. Wie soll ich dann an Land bzw. wieder auf´s Schiff kommen, wenn ich keinen Türcode habe? Die belgischen Freunde warten schon mit dem Abendessen! Tja da hilft natürlich nur eine Kletterpartie und der gemütliche Abend an Land kann beginnen.
12.3.
Die Tide läuft erst am Nachmittag nach Norden. Aber ich habe über 80 sm bis Scheveningen vor mir. Irgendwann werde ich die Tide dann doch gegenan haben. Also ist es egel wann ich starte! 5:00 aufstehen, 6:00 in der ersten Dämmerung aus dem Hafen. Wir kreuzen mit fast achterlichem Wind die Einfahrten zu den großen belgischen und niederländischen Seehäfen. Wirklich starker Verkehr. Dank AIS läßt sich immer mal eine Lücke abpassen, um die Chaussee zu kreuzen ohne überfahren zu werden. An der Maasmündung gibt es extra einen "Yachtübergang", um sicher hinüberzukommen. Dazu noch Anmeldung und Freigabe auf UKW. Dank inzwischen mitlaufender Tide geht das aber doch ganz schnell und reizlos. In der Abenddämmerung liegt Scheveningen voraus. Die Hoffnung auf einen leeren Gasthafen erfüllt sich nicht. Proppenvoll! Freundliche Norweger lassen mich längsseits gehen. Der Grund seien günstige Winterliegeplätze! (Aber da würde ich doch einen Ankerplatz im warmen Süden vorziehen! Das ist noch preiswerter.)
13.3.
Heute Kultur!
Museum Voor Linden - ein noch relativ junges internationales Museum für moderne Kunst - mal eine Alternative zu den alten holländischen Meistern. Außerhalb von Den Haag schon fast "auf dem Land" gelegen.
14.3.
Süd-Südwest 4-5 ist angesagt. Zum Wochenende dann Nordwest. Also: die Fair Winds und Following Seas nutzen!
4 (Vier) Uhr aufstehen. Kurz nach 5:30aus dem Hafen und im morgendlichen Dämmerlicht vor dem Wind immer der Küste entlang nach Norden. Ein herrlicher Sonnentag! ARIEL fliegt mal wieder dahin! Man sitzt sogar freiwillig im Cockpit und sonnt sich. Gegen Abend wäre Den Helder eine Hafenoption. Aber es geht so gut dahin - ich mache weiter. Die Gewässer sind ja bestens bekannt, geradezu heimatlich. Schon gegen 2:00 laufe ich in die Westerems ein. Leider kippt jetzt der Strom und es dauert dann doch bis 6:00 bis ich im Borkumer Hafen anlegen kann.
15.3.
Ruhetag in Borkum. Für morgen ist Nordwest angesagt. Gute Aussichten für die letzte Etappe!
16.3.
Der Wetterbericht hält, was er versprochen hat: Nordwest 5 in Böen 6-7. Um 09:10 Niedrigwasser, das bedeutet danach auflaufendes Wasser, so daß ich auf der Flutwelle die ganze Ems bis Leer hochreiten kann.
Also: nach gemütlichem Frühstück seeklar machen, ablegen, im großen Hafen Deck aufräumen und Großsegel setzen. Kurz vor neun Uhr verlasse ich den Hafen durch die Fischerbalje. Auf der Außenems geht´s dann zügig vor dem Wind an Eemshaven vorbei in Richtung Emden. Inzwischen läuft kräftiger Strom und Ariel fliegt wieder mal dem Ziel entgegen. Hinter Emden wird der Wind zwar weniger aber zusammen mit dem Schiebestrom erreiche ich schon um 15:00 die Ledamündung. Zwischenstop am Schleusensteiger, Zeit zum Kaffeetrinken. Um 17:15 ruft mich der Schleusenmeister und ich laufe in die Schleuse ein. Auf der Leda ist gerade Hochwasser, also geht´s in der Schleuse einen halben Meter nach unten. Dann Tor auf, Auslaufen in den Leeraner Hafen und Festmachen beim Seglerverein am reservierten Platz.
Ende der Heimreise!!! Hat gut geklappt!