13.4.
Marathon 24°42´N 081°07´W
Nach holpriger Überfahrt gut gelandet! Hafeneinfahrt vollkommen versandet - ich dachte schon ich komme überhaupt nicht hinein!
Mal sehen, was mich hier erwartet!
Das Einklarieren klappt erstaunlich reibungslos. Zunächst muß ich mich unter einer Tel.Nr. in irgendeinem Callcenter melden und die üblichen Angaben zu Boot und Reisendem machen.
Am nächsten Tag rufe ich eine andere Nummer an und erhalte einen persönlichen Gesprächstermin.
Am 14.4. bin ich pünktlich um 11:30 zur Stelle auf dem Flugplatz in Marathon und erhalte von dem freundlichen Beamten nach erneutem Ausfüllen der bekannten Formulare eine dreiviertel Stunde später das erhoffte und begehrte „Cruising Permit“ für ein Jahr. Einzige Einschränkung, ich muß mich aus jedem neuen Hafen telefonisch melden. Na, das ist aber doch ein Fortschritt zu den bisherigen Verfahren mit den diversen „Autoridades“!
15.4.
Strahlend blauer Himmel, kräftiger Süd bis Südostwind. Endlich wieder schönes Segeln zu erwarten. Vorsichtigt schiebt sich Ariel aus der versandeten Einfahrt. Glücklicherweise ist gerade Hochwasser, das bringt nochmal 40 cm mehr. Dann alle Segel setzen! In Rauschefahrt fliegen die Keys vorbei. Mit den neu erworbenen Seekarten muß ich mich erst wieder an „feet“ und „fathom“ gewöhnen. Erste Faustregel: 8 Füße müssen es auf alle Fälle sein, 10 ist besser!
Gegen 17:00 haben wir den geplanten Ankerplatz hinter Rodriguez Key erreicht. Wieder taste ich mich vorsichtig ins Flache vor. Oh je, schon hier draußen nur 2,50 m. Da bleibt also nur ein relativ weit draußen gelegenes Plätzchen. Der gleichzeitig ankommende Katamaran kann noch 500m weiter unter Land laufen. Aber der Wind soll ja auf Südwest und Nordwest drehen, dann habe ich auch Landabdeckung.
Der Wetterumschlag macht sich langsam bemerkbar. Das schöne Blau macht einem diesigen Grau Platz, hinter dem auch die Sonne verschwindet. Beim Abendessen rumpelt es schon, zu sehen ist aber nichts Beängstigendes. Abwaschen, Schiff aufklaren (auslaufklar), schnell in die Koje, wer weiß was die Nacht bringt.
Gegen 21:00 schrillt mein Handy mit einem bisher unbekannten Ton. Textmeldung der Telekom!!! „Tornadogefahr! Suchen Sie sofort Schutz!“
Gut gebrüllt Löwe! Mehr Schutz als 30 m Kette, ein gut eingefahrener Anker und ein stabiles Schiff gibt es jetzt nicht!
Und dann geht es auch gleich zur Sache! Es blitzt grell, fast ohne Pause gefolgt von einem krachenden Donner, daß alles nur so scheppert. Und dazu noch Regen wie aus Kübeln. Die Welt versinkt hinter Wasserschwaden. Von den Lichtern an Land ist nichts mehr zu sehen. Nach einer halben Stunde sind die Blitze nicht mehr gar so blendend und der Donner stimmt sich eine Oktav tiefer ein. Langsam zieht das Spektakel hinaus auf See. Alles ohne Schaden überstanden! Dann rasch wieder in die Koje. Morgen wollen wir den Rest nach Miami schaffen.
16./17.4.
Miami wir kommen!
Einlaufen schön am Rand des Fahrwassers, Marina anrufen, Platz zugeteilt bekommen und langsam in die Box einfahren. Vorsichtig! Es herrscht ordentlich Strom. Hilfreiche Händen nehmen die Leinen an. Fest zwischen himmelhochragenden Wolkenkratzern, gedämpfter Verkehrslärm, durch Zäune gut gesichert. Soweit so gut und wie erhofft. Bei der Anmeldung dann der richtige Schock: $ 6 pro Fuß und ARIEL hat nun mal 49 Füße! Dann kommen noch Strom und Steuer dazu - $ 644 für zwei Nächte. Da hätte ich vielleicht gleich ins Hotel gehen können.
Scheu schaue ich vor den Lokalen auf die Speisekarten, selbst eine Pizza kostet $ 20. Ich marschiere die Strandpromenade auf und ab: schon schön und gepflegt, aber diese Preise sind mir auf den Magen geschlagen. Nichts wie bald wieder weg!
19.4. – 23.4.
Morgens verlassen wir die Marina.
Im Hafen schießt ein Rochen (Stingray) aus dem Wasser und landet mit lautem Klatschen ein paar Meter weiter. Die strengen Umweltauflagen scheinen sich doch auszuzahlen. Nach ein paar Meilen Nordkurs werde ich zu einer Kursänderung aufgefordert. Wegen irgendwelcher Übungen muß ich mindestens 6 sm hinaus auf See. Kein Problem! Draußen, wieder auf Nordkurs zieht ein Hochhauskonglomerat nach dem anderen am Horizont entlang. Der Golfstrom schiebt kräftig mit! Es wird Nacht. Cape Canaveral liegt querab. In der Seekarte wird auf die Gefahr herabfallender Raketenstücke gewarnt. Na, doch wohl nicht gerade heute Nacht! Gegen 10:00 stehen wir vor der Einfahrt nach Ponce de Leon, einem sogenannten Inlet, das durch Buhnen geschützt in die Kanäle des Hinterlandes führt. Es ist Hochwasser und ich finde einen schönen Ankerplatz.
Gleich tauchen und prusten ein paar Delphine um mich herum und Pelikane sind auf Fischjagd. Putzige Vögel! An Land etwa wie größere Enten etwas trottelig im Gesicht, in der Luft elegante Flieger mit großer Spannweite und einem atemberaubenden Sturzflug, wenn es einen Fisch zu erwischen gilt! Und schnapp wird der ganze Fisch erst mal in den schlappen Halssack gestaut. Nach ein paar weiteren Bewegungen mit dem langen Hals rutscht dann der ganze Fisch in Richtung Verdauung.
Am Samstag, 21.4. will ich weiter. 6 Uhr aufstehen, denn der nächste Schlag ist weit und ich will bei Tageslicht ankommen. Alles klappt gut. Das Echolot zeigt 4 m, ich halte mich schön zwischen den Tonnen, will aber nochmal genau in die Karte sehen. Dann ist es plötzlich vorbei mit der Ausfahrt. ARIEL verneigt sich und wir sitzen fest. Zwischen den Tonnen!! Es ist zugegebenermaßen Niedrigwasser. Mit aller Kraft rückwärts ziehen wir uns langsam aus dem Sandschlick. Erst mal zurück auf den Ankerplatz. Draußen auf See wird eine Art Starkwindwarnung gegeben und ich muß mich erst mal von diesem Schreck erholen. Da sitze ich ja etwas in der Falle!
Am 23.4. versuche ich es nochmal. Diesmal bei Hochwasser und eng bei den grünen Tonnen, wie es mir die Coast Guard geraten hat. Was bin ich froh, als ich über die Flachstelle weg bin und wieder über 10 m auf dem Log angezeigt werden. Allerdings ist es jetzt schon 15:00. Da es also ohnehin über Nacht geht setze ich gleich Kurs auf das St Mary Inlet ab.
24./25. 4.
In der Nacht gab es nochmal ein ordentliches Gewitter, dann klarte es auf und ich konnte mit SW Wind ruhig nach Norden segeln. Die Einfahrt durch den St. Marys Sound kein Problem, denn im nördlichen Teil des Flußdeltas sind amerikanische Atom-U-Boote stationiert und die haben einen ordentlichen Tiefgang. Ich biege nach Süden ab und schnappe mir eine Boje vor der Fernandina Harbour Marina. Ein ausgesprochen freundlicher Hafenmeister nimmt mich in Empfang und erklärt alles. Die Marina mit ihren Schwimmstegen ist eigentlich seit zwei Jahren durch Hurricanes außer Betrieb und muß grunderneuert werden. Ein zweites Problem ist die Verschlickung. Bei Ebbe sind die Schlickberge in den landnahen Boxen ca 30 cm hoch!
Das kleine Städtchen „Old Fernandina“ ist schön renoviert, geradezu herausgeputzt!
Ich treffe Wolfgang, einen Deutschen, der hier auf seiner „Yankee“ lebt. Er nimmt mich mit seinem Auto zum Supermarkt mit kann kompetent die tausend Fragen, die ich zur Seefahrt in amerikanischen Gewässern habe, beantworten. Das tat mal sehr gut, denn mir kam hier doch sehr eher „spanisch“ vor. (Spanisch scheint in Florida tatsächlich eine Art Zweitsprache zu sein).
26./27.4.
Mit ablaufendem Wasser verlasse ich das wunderbar tiefe St. Mary Inlet und nehme Kurs auf das St. Simon Inlet, um zum Städtchen Brunswick zu kommen. Leider kaum Wind, daher viel Motor. Auch St. Simon Inlet hat ordentliche Tiefe, denn in Brunswick befindet sich die große Verladestation deutscher Automobile. Und gleich kommt mir auch so ein Trumm entgegen. Ich fahre durch grüne Marschlandschaften mit tropischen Wäldern.
Dann fällt der Anker in einer schönen Marschbucht gegenüber Brunswick Landing Marina. Erst hält der Anker nicht beim Einfahren – vielleicht zu weicher Schlick; beim zweitenmal hält er gut.
Am nächsten Morgen will ich zur Marina rüberfahren und durchaus gegen Gebühr mein Dinghi „parken“ (das ist in anderen Marinas durchaus üblich). Nein, das sei hier nicht erwünscht, ich solle doch mit dem Schiff in die Marina kommen. Na, dann eben nicht! Ein Stück weiter kraxle ich dann über eine Uferbefestigung an Land und mache einen Stadtrundgang.
2.5.
Über Nacht bin ich nach Charleston motort. Ein großes Hochdruckgebiet liegt über uns. Dementsprechend wenig Wind. Ab er besser als Sturm oder Gegenwind. Nun ankere ich gegenüber der Stadt, die ich mir in den nächsten Tagen genauer anschauen will.
4.5.
Schon morgens, als ich mich gerade zum Landgang fertigmachen will, klopft der Sheriff ans Boot. Papiere zeigen, woher und wohin. Ob ich mich denn schon bei Zoll und Einwanderung gemeldet hätte. Ja, ich habe doch ein Cruising Permit und mit dem Anrufen hat es leider nicht geklappt. Hm, hm, hm…
Nach langen Telefonaten und Vorlage aller Papiere bekam ich eine nicht strafbewehrte Verwarnung, beim nächsten mal würde es aber teuer! Die Sheriffs waren dabei aber ausgesprochen freundlich und erkundigten sich sehr nach dem Schiff und der Reise. Ich sagte, ich sei ja so dankbar, daß ich mal mit jemand direkt über diese Zoll- und Einwanderungsformalitäten sprechen könnte, und sie haben mir alles haarklein erklärt. Ich muß in Zukunft (und eigentlich auch schon immer) in jedem neuen Hafen, insbesondere in jedem neuen Bundesstaat bestimmte Telefonnummern anrufen und mich melden. Das Problem war aber immer, daß man je nach Anliegen eine weitere Ziffer wählen sollte und dann „pound“! Was ist „pound“? Das hat meine Tastatur nicht, dachte ich - also wurde es bisher auch nichts mit den Anrufen. Dank des freundlichen Sheriffs weiß ich nun daß „pound“ dieses Doppelkreuz ist (#)! Also alles klar, jetzt wird´s nicht nochmal passieren und auf Wiedersehen!
Dann wollte ich einkaufen. Der Laden ist 3 Meilen entfernt. Schon gestern habe ich mir den Weg erklären lassen und sogar ausgedruckt bekommen. Erst mal gute halbe Stunde Fußmarsch bis zur Bushaltestelle. An der Haltestelle beim Warten „Unterhaltung“ mit einem ziemlich betrunkenen Halb-Iren. Dann kam der Bus glücklicherweise. 2 $ Fahrpreis – das ist preiswerter als in Hamburg und gilt für die ganze lange Strecke bis zur Endhaltestelle. Die Scheine wandern direkt in einen kleinen Tresor, Beraubung wohl unmöglich. Ich möchte an der Soundso-Straße aussteigen. „Ich kenne die Haltestellennamen nicht, da müssen Sie schon selbst schauen!“ Eine elektronische Anzeige oder automatische Haltestellenansage gibt es nicht. Natürlich hat das nicht geklappt und im Nu war ich kilometerweit über´s Ziel hinausgeschossen. Inzwischen habe ich dazugelernt. Mit dem i-phone muß immer mitgekoppelt werden und vor dem Ziel muß das Stopseil gezogen werden. Beim ersten Mal mußte ich bestimmt drei Kilometer zurücklaufen.
Im ersehnten Laden habe ich endlich und glücklicherweise die Seekarten und Bücher für den Rest der Reise bekommen. Die Verkäuferin hatte 15 Jahre in New York gelebt (auf einem Boot) und hat mir gleich mal erklärt, wo ich am besten unterkomme. Es gibt im Long Island Sound eine Halbinsel mit Moorings. Und eine Busverbindung von ca. 1 Std. Dauer direkt nach Brooklyn. Da werde ich mich mal drum kümmern.
Nach der Lernphase ist der „Öffentliche Personen Nahverkehr“ eigentlich hier ganz gut. Im Zentrum gibt es sogar einige zirkulierende Buslinien, die kostenlos sind, wohl damit die Touristen ihr Auto stehen lassen. Das Angebot wird meiner Erfahrung nach mäßig genutzt. Busfahren scheint zumindest nach meinem bisherigen Eindruck in der Stadt etwas für „Unterprivilegierte“ zu sein!
Die amerikanische Menschwerdung beginnt vermutlich mit seinem ersten Auto.
6.5.
Nun bin ich ja schon einige Tage durch die Stadt gelaufen und habe einen ersten Eindruck gewonnen. Charleston ist eine geschichtsträchtige, schöne Stadt, fast wie ein Freilichtmuseeum. Virginia hat nach der Wahl von Präsident Lincoln als erster Staat seinen Austritt aus den Vereinigten Staaten erklärt und hier fielen auch die ersten Schüsse als sich der unionstreue Kommandant des Fort Sumter (segelt man bei der Einfahrt vorbei) gegen die Machtübernahme durch die Sezessionisten wehrte.
Hauptstreitpunkt war ja die Sklavenfrage. Deshalb habe ich mir auch als erstes das Sklavenmuseeum angesehen. Es befindet sich am Platz eines tatsächlich bis zum Sezessionskrieg betriebenen Sklavenmarktes (bemerkenswerterweise zuvor das Gerätehaus einer deutschen Feuerwache, siehe Inschrift über der linken Tür!). In dem Museeum habe ich viel gelernt. Daß der Dreieckshandel Europa-Afrika-Karibik/USA-Europa viele europäischen Seefahrernationen reich gemacht hat wußte ich schon (Glasperlen und sonstiger Schmuck für die afrikanischen Stammeshäuptlinge; Sklaven für die Spanier und Portugiesen in Südamerika sowie für die karibischen Kolonien der Europäer und Amerikaner; Zucker, Gewürze, Reis und Tabak wieder für die Europäer zuhause). Jeder dieser drei Schenkel warf Profit ab. Unbekannt war mir allerdings, daß die afrikanischen Häuptlinge und Könige selbst ihre Landleute einfingen und am Verkauf gut verdienten.
Die Bedingungen der Sklaventransporte nach den Amerikas waren wohl unbeschreiblich. Mindestens 10 % überlebten die Reise nicht! Charlston war der bedeutendste nordamerikanische Umschlagplatz. Obwohl der „Import“ weiterer Sklaven aus Afrika schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts verboten war, blühte der Handel mit den bereits in Amerika geborenen Sklaven weiter, mit Charlston als Zentrum. So um 20.000-30.000 $ kostete ein Sklave nach heutigem Geldwert. Dafür gehörte der Sklave voll und ganz dem Käufer und mußte lebenslang für ihn arbeiten! Nur mit Sklaven ließen sich die großen Baumwoll- und Reisfelder so bearbeiten, daß deren Besitzer rasch unvorstellbar reich wurden. Insofern wird es auch klar, daß die Abschaffung der Sklaverei für die Plantagenbesitzer keine moralische sondern eine wirtschaftliche Frage war. Erst nach dem Ende des Sezessionskrieges wurde am 18. Dezember 1865 im 13. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung die Sklaverei abgeschafft.
Anschließend schaute ich mir eines der zahllosen Herrenhäuser an. In diesem Haus gab es knapp 20 Sklaven, die kochten, den Haushalt besorgten und den Garten pflegten. Die Bilder sprechen für sich.
7.5.
Heute bin ich vor dem Charleston Museum über die H.L. Hunley „gestolpert“.
Dieses Mini-U-Boot war das erste U-Boot das 1864 erfolgreich ein gegnerisches Schiff (nämlich die Housatonic, die als Teil der Nordstaatenflotte während des Bürgerkrieges Charleston blockierte) versenkt hat. Der Preis dafür war hoch: schon vor einer Probefahrt ging das Schiff erstmals unter; einige Besatzungsmitglieder konnten sich retten, manche nicht. Nach der Bergung ging es während einer weiteren Probefahrt nochmal unter. Alle Mann einschließlich des Konstrukteurs erstickten. Nach erneuter Bergung ging es mit einer dritten Besatzung auf die erste Feindfahrt. Zwar wurde das angestrebte Ziel versenkt, das U-Boot tauchte aber erst im Jahr 2000 bei seiner Bergung wieder auf. Forensische Untersuchungen ergaben, daß die Besatzung vermutlich ein Barotrauma durch den Explosionsdruck erlitt und sofort an der Lungenverletzung gestorben ist. Für Interessierte: doi:10.1371/journal.pone.0182244
16.5.
Seit gestern sind wir in Norfolk/Virginia, einem riesigen Marine und Handelshafen.
Wie man auf dem Tracker sieht, sind wir in einem durchgesegelt, vier Tage, drei Nächte. Wir hatten immer Südwind, wenn gleich auch manchmal schwach, so daß wir motoren mußten, aber die Batterien brauchten ja ohnehin nach der langen Ankerliegezeit in Charlston etwas "Saft". In der letzten Nacht erwischte uns dann auch noch ein Gewitter mit kräftigen Windböen und Regen. Aber das war nach einer halben Stunde wieder vorbei.
Das Einlaufen in die Chesapeake-Bay war eindrucksvoll. Es kam gleich mal ein Flugzeugträger mit Begleiteskorte entgegen.
Dann ging es wirklich 10 sm/ 2 Std. an allen möglichen Kriegsschiffen vorbei. Und dann nochmal eine ganze Zeit an den Containerbrücken, bis wir endlich an unserem Ankerplatz waren. Natürlich sofort Meldung an die "Autoridades!". Bin ja schon diesbezüglich verwarnt!
Heute haben wir uns aus logistischen Gründen eine Marina gegönnt.
17.5.
Gegen Mittag mit ablaufend Wasser wieder den Elizabeth River hinab zur Chesapeake Bay. Dann beim Thimble Shoal Leuchtturm Segel und gesetzt nach Norden zum York River. Leider recht flauer Wind und Regen. Abends vor Yorktown an riesiger Eisenboje festgemacht, die (natürlich) während der Nacht bei Tidenwechsel gegen das Schiff bumpert. Am Morgen zweite Leine zur nächsten Boje ausgebracht, so dass das Schiff immer in Stromrichtung liegt.
18.5.
Heute grosser Besichtigungstag! Zunächst das Yorktown-Battlefield. Hier fand die letzte Schlacht des amerikanischen Unabhängkeitskrieges 1781 statt. Die amerikanischen Truppen unter General George Washington wurden durch französische See- und Landstreitkräfte stark unterstützt. Die Belagerung endete mit der bedingungslosen Kapitulation der englischen Truppen unter Lord Cornwallis, übrigens verstärkt durch deutsche Söldner. An einem Haus stecken noch die Kanonenkugeln in der Wand. Alles sehr gepflegt und ausführlich erklärt.
Dann noch weiter zurück in der Geschichte nach dem ca. 50 km entfernten Jamestown(e). Hier gründete die Virginia Company aus London 1607 die erste dauerhafte englische Kolonie in Amerika. Anhand archäologischer Funde wurde der Platz recht originalgetreu rekonstruiert. Ein Parkranger schildert uns die sehr mühsamen Anfangsjahre der Siedlung anhand der gefundenen Artefakte (Querverweis auf den Bericht von Bermuda von 2014!)! Ohne die Hilfe der auf den Bermudas „Gestrandeten“ wären alle verhungert.
19.5.
Leider kaum Wind! Motorfahrt nach Gwynn Island. Durch eine Drehbrücke geht es in den geschützten Milford Haven.
20.5.
Mit Spinaker nach Norden zum Great Wicomico River. An der Mündung liegt die ehemalige Fischereihochburg Reedville. Hier wurden massenhaft Menhaden (Der Atlantische Menhaden oder Bunker (Brevoortia tyrannus) ist ein Fisch aus der Familie der Heringe, der an der nordamerikanischen Atlantikküste von Neuschottland bis Florida vorkommt) gefangen und zu Fischöl verarbeitet. Heute existiert aber nur noch eine Fabrik.
Alles imponierte eher wie eine hochherrschaftliche Parklandschaft: grosse Wassergrundstücke mit eigenem Steg oder gar Bootshaus. Reedville war angeblich einmal die Stadt mit dem höchsten pro Kopf Einkommen der USA. Alles sehr idyllisch! Im leider schon geschlossenen Fischereimuseeum können wir leider nur die historischen Schiffe bewundern.
21./22. Mai
Weitere 40 sm nach Norden. Solomon Island an der Mündung des Patuxent Rivers ist das Ziel. Zunächst flauer Ostwind, wir können den Kurs so eben anliegen, dann wird er raumer - Genaker setzen! Nach einer halben Stunde fast achterlicher Wind, der Genauer fällt ein. Genaker bergen! Spi setzen! Also wir geben uns schon Mühe ordentlich zu segeln! Nun frischt der Wind auch noch auf und wir rauschen zufrieden dem fast unerreichbar geglaubten Ziel entgegen.
Im Abendlicht laufen wir in den mehrfach verzweigten Back Creek ein und schnappen uns vor Zahniser’s Marina eine Boje.
Am nächsten Morgen checken wir ein. Es präsentiert sich ein vorbildlich organisierter und gepflegter Schiffsbetrieb. Für 40 $ Bojengebühr gibt es einen Swimmingpool, Fahrräder, einen Shuttle zum nächsten Supermarkt und natürlich am wichtigsten: wunderbare, sauber gepflegte Duschen - geradezu Badezimmer mit (hier erstmalig gesehen) einer Badewanne!
Getrübt wird der Wellnessaufenthalt allerdings durch das Versagen der Toilettenpumpe und die besser nicht näher zu beschreibende Reparatur!
23.5.
Die ca. 40 sm nach Annapolis haben wir zur Hälfte aufgekreuzt, für die andere Hälfte musste die „Stahlfock“ ran. Unterwegs ein echtes „Lampe-Über-Bord-Manoever“. Mittels Gefahrenhalse und etwas Motorunterstützung gelang es recht rasch das eben neu erstandene gute Teil wieder einzufangen. Gleichzeitig konnten wir uns von seiner Wasserdichtigkeit überzeugen, jedenfalls brennt die solargeladene Ankerlaterne mit Dämmerungschalter heute Abend.
Beim Einlaufen nach Annapolis gerieten wir genau an der Leetonne in ein grosses Regattafeld. Spannende Genakermanoever waren sehr fotogen zu beobachten.
Und dann war die Ziellinie auch noch direkt vor der Klappbrücke, durch die wir zu unserem Ankerplatz mussten.
24.5.
Wieder dumm aufgefallen und Verwarnung erhalten! Diesmal vom Hafenmeister. Wir haben zu dicht an seiner Boje geankert. Leider gibt es so viele Bojen, dass ein Ankern mit ausreichender Kettenlänge bei bekannt weichem Schlick kaum möglich ist. Da mussten wir halt doch eine Boje nehmen. Dusche ist angenehmerweise auch im Preis erhalten.
Ansonsten verging der Tag mit dem zweiten Akt des Toilettenpumpendramas. Erfreulicherweise dann doch mit „Happy End“, alles geht nun wieder und viel besser als zuvor!
25.5.
Heute endlich Landgang mit Besichtigung des „Capital of Sailing“ In der Tat so weit das Auge reicht Marinas und Anlegestege. Dazu noch die Marineakademie, die heute ihren Semesterabschluss mit Präsidentenbesuch und -rede feierte.
Noch interessanter war ein weiteres Kapitel amerikanischer Geschichte, das wir lernen konnten: Annapolis war von 1783 bis 1784 Hauptstadt der Vereinigten Staaten.
Im Maryland State House trat am 23. Dezember 1783 General George Washington nach siegreicher Beendigung des Unabhängigkeitskrieges als Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen zurück und übergab die Vollmacht dem Präsidenten des Kongress’ Thomas Mifflin. Seit diesem Tag ist der amerikanische Präsident der Oberbefehlshaber der Armee.
Ebenfalls an dieser Stelle wurde der Friedensvertrag von Paris (am 14. Januar 1784), der den Unabhängigkeitskampf von England beendete, ratifiziert.
Und schliesslich wählte der Kongress hier Thomas Jefferson (damals „Minister Plenipotentiary“) zum Präsidenten.
26.5
Eine neue Kaltfront ist angesagt. Noch haben wir schönes Wetter und rauschen unter Spinnaker nach Norden. Schon die Einfahrt nach Baltimore erinnert mit den Container Brücken etwas an Hamburg. Ein Gewitter zieht auf und etwas hektisch muss der Spi runter. Schliesslich erwischt uns der Platzregen mitten im Ankermanöver. Aber bei dieser Wärme tut eine kurze Dusche gut.
27.5.
Heute Stadtbesichtigung.
Die Umgestaltung der alten Hafenanlagen und Schuppen gefällt uns sehr gut. Überall herrscht am Sonntagmorgen Besucherandrang. Ein altes Kraftwerk wurde zum Buchladen. daneben das Hard Rock Café. Im Hafen selbst ziehen Museumsschiffe weitere Besucher an.