Segel Yacht 
A R I E L 
 

2023

22.4. ARIEL ist seeklar; morgens soll es nach dem Nachmittagshochwasser emsabwärts gehen!


23.04.2023

14:00 durch die Seeschleuse hinaus auf Leda und Ems. Zunächst noch etwas Gegenstrom, dann mitlaufendes Wasser. Bei Emden 9,5 kn über Grund bei 4,5 kn auf dem Log! Im Rücken immer dunklere Wolken! Und dann prompt um 20:00 in der Hafeneinfahrt Platzregen und Gewitterböen! Genau erwischt! Ein wackerer Österreichischer Segler aus Tirol hilft mir beim Festmachen! Danke!


24.-26.4.2023

Geduld ist gefragt. Meist Nordwest 5-6 in Böen bis 8 das heißt hart am Wind -wenn der Kurs überhaupt anzuliegen ist- Seegang von über 2 m und das alles vor einer berüchtigten Leeküste ...

-dann doch lieber die Insel erforschen!


27.4.2023

Der Wind hat deutlich nachgelassen, jetzt nix wie weg! Ab 13:00 soll Ostwind aufkommen. Also erst mal mit Maschine durch die Westerems hinaus auf See. Der Wind wird immer weniger und der erhoffte Ostwind läßt auf sich warten. 

Endlich um 19:00 kann die Maschine aus. Ameland liegt Backbord querab. Aber so viel sollte es auch nicht gleich sein! Der große Yankee wird durch die kleine Cutterfock ersetzt, was der rauschenden Fahrt aber nicht schadet. Terschelling, Vlieland und Texel ziehen rasch vorbei. Kurz vor Mitternacht lege ich das erste Reff ein, weil die Holländische Küstenwache Starkwind androht. Trotzdem entsteht bei ablandigem Wind keine Welle und wir brausen dahin wie auf Schienen.


28.4.2023


Um 3:50 liegt Ijmuiden querab. Was soll ich dort, wo es doch so schön dahin rauscht? Also gleich Kurs auf Scheveningen, wo ich um 7:30 festmache.

Nach einer kleinen Schlafpause mache ich mich auf ins Kunstmuseum Den Haag. Einmal mehr faszinieren mich die Bilder von Piet Mondriaan. Mich beeindruckt, wie er sich vom konkreten Landschaftsmaler zur abstrakten Kunst wandelte. (Victory Boogie Woogie) 


 29.4.2023 


 Um 7:30 geht's wieder hinaus. Alle Segel gesetzt. Bei flauem Nordwind muß immer wieder der Motor mitschieben. Bei Hook van Holland herrscht lebhafter ein- und auslaufender Schiffsverkehr. Hier zu kreuzen ist fast wie die Autobahn überqueren. Kaum sieht man so einen Riesendampfer in der Ferne, da ist er auch schon da. Weiter an Westkapelle und Oostende vorbei nach Nieuwport in Belgien. Nach dem Einlaufen schnell noch weiter zur Tankstelle. Es erfordert einige Versuche und den Einsatz diverser Kreditkarten, bis tatsächlich 60 l zu üblichem Tankstellenpreis in Ariels Tank fließen. Gleich in der Nähe findet sich ein Liegeplatz. 


 30.4.2023 


 Heute soll es nach Boulogne-sur-mer gehen. Die westwärts setzende Tide läuft erst später, ich kann dann mal ausschlafen. Also um 11:00 bei schönstem Sonnenschein wieder hinaus. Leider wieder nur Motorsegeln, weil der Nordostwind zu schwach ist, um die Ariel richtig in Fahrt zu bringen. Die riesigen dampfenden Industrieanlagen von Dünkirchen ziehen vorbei, dann Calais mit glücklicherweise nur mäßig intensivem Fährverkehr und schließlich das Cap Gris-Nez. Mit einem letzten Schub der Tide laufe ich um 20:30 in Boulogne ein. Für morgen ist Gegenwind angesagt. Da bietet sich ein Besichtigungstag mit Besuch von Freunden an. 


 01.05.2023 


 Boulogne besitzt eine sehenswürdige, fast komplett von der alten Stadtmauer umgebene Altstadt. 


Dazu einen riesigen (ich sag mal neoromanischen, 1827-1857 erbaut) Dom, eine trutzige Festung und darüberhinaus noch Stadtväter, die offensichtlich Tulpenfans sind. 



Nun war ich doch schon ein paar mal hier, aber mehr als den Hafen hatte ich nie gesehen. Schweres Versäumnis!



02.5.2023 


Oosten Wind!! Sogar kräftig. Also nix wie los! Um 8:00 bin ich aus dem Hafen. Segel gesetzt, Yankee ausgebaumt und - das alte Leiden; der Wind ist zu schwach ich muß den Motor mitlaufen lassen. Außerdem hat sich das Backstag beim Großsegelsetzen verklemmt. Da muß ich leider mal hoch um das zu richten, denn für später ist ja mehr Wind angesagt. Gesichert durch eine automatische Sturzbremse klettere ich zur zweiten Saling und bringe den Beschlag wieder in Ordnung. Endlich, ab 13:40 ist der Wind stark genug, daß der Motor abgestellt werden kann. Im Verkehrstrennungsgebiet nebenan herrscht lebhafter Verkehr. Da halte ich mich natürlich fern. Nur ein Fischer bittet um Kurskorrektur, weil er sein Gerät einholen will. Ab 18 Uhr frischt der Wind weiter auf und das erste Reff ist fällig. Wir rauschen nur so in die Nacht hinein! Die ganze Szenerie wird auch noch romantisch-dramatisch vom Mond beschienen. Die Zeit vergeht schnell. 


03.05.2023 


Um 6:30 laufe ich in den riesigen Außenhafen (angeblich der größte der Welt) von Cherbourg ein. Um 7:30 habe ich an einem Schwimmponton festgemacht und hole etwas Schlaf nach. 

Die riesige Marina hat einige freie Plätze. So verlege ich mich gegen Mittag an einen anscheinend freien Liegeplatz. Doch das war falsch, wie mir beim Bezahlen gesagt wird. Also nochmal verlegen! Inzwischen pfeift es ganz ordentlich, aber mit Hilfe freundlicher Schwaben am Nachbarplatz wird Ariel sicher angeleint. 


 04.05.2023 


 Der Wetterbericht ist wenig vielversprechend! 

Winddrehung auf Südwest, also genau gegenan! Außerdem führt der Weg durch das Alderney Race in dem wir früher schon mal mit brechenden Wellen schlechte Erfahrungen gemacht haben. Um möglichst ruhig durchzukommen soll ich laut Handbuch um 11:40 an einem bestimmten Punkt sein. 7:30 Ablegen, noch im Hafen das Großsegel gesetzt, um den immer noch wehenden Ostwind auszunutzen und den Motor mitlaufen lassen. Ich muß ja pünktlich am Punkt sein. Und tatsächlich um 11:30 habe ich Cap da la Hague  passiert und stehe nördlich des Race. 

Cap da la Hague, unruhiges Gewässer


Jetzt Kursänderung nach Süden auf Guernsey zu. Der Wind frischt auf und dreht nach Südost. Der Motor kann aus und mit ordentlicher Lage schiebt sich Ariel dahin. Bald muß der Yankee wieder weg, denn die Leereling  schleift schon im Wasser. Immer weiter dreht der Wind im Uhrzeigersinn aber da bin ich schon fast angekommen. 

Frontdurchgang! Am Isobarenknick sieht man die Winddrehung. Schöner Ostwind adé! Wie lange bleibt es jetzt bei SW?

Allerdings wird es jetzt immer dunkler über Guernsey. Rasch ins Ölzeug, Vorsegel eingerollt, Großsegel klar zum Fallen und den Motor wieder an. Nebenbei auch diverse Peilungen beachten, denn die Einfahrt Little Russel ist nicht ganz ohne Hindernisse. Tja und dann briest es kräftig auf, der Schauer bricht los, alles wird eine weiße Wand. Die Sichtweite reicht bis zum eigenen Bug! Gut, daß der eiserne Steuermann mit Namen Raymarine keine Nerven kennt und stur seinen Dienst tut, während ich das Großsegel berge und Fender und Leinen klarmache. 


Einlaufen nach St. Peter Port/Guernsey durch Little Russel. Bei schlechtem Wetter bleibt hier wohl kein Stein auf dem anderen?!


Dann ist der Spuk auch schon vorbei und die Sonne scheint. Ein freundlicher Marinaangestellter begrüßt mich im Schlauchboot und weist mir meinen Platz an. Um 16:00 sind die Leinen fest. Nach Ortszeit (British Summertime) 15:00.



5./6.05.2023


St. Peter Port/ Guernsey und kein Ende in Sicht. 

Immer noch Süd oder Südwest - also genau gegenan. Anfang nächster Woche ist Besserung in Sicht. Also Geduld!!!!

Ein paar Eindrücke vom Hafen und der Insel:

Der Hafen wird durchaus von großen "Brummern" angelaufen!
Die Hafen"einfahrt" zur Victoria Marina bei Ebbe
Das Süll hält immer eine bestimmte Menge Wasser im Hafen und die Boote fallen dadurch nicht trocken. Leider nur bis 2 m Tiefgang. ARIEL muß draußen am Schwimmsteg bleiben. Die Messlatte zeigt bei Flut den Wasserstand über dem Süll an.


Coronation Day


Ja! Die meisten sind dabei!


Victoria Marina
Beaucette Marina - ein ehemaliger Steinbruch, der durch Sprengung der Landbrücke einen Zugang zum Meer erhalten hat. Sehr idyllisch, aber recht abgelegen
Pen Duick II, Baujahr 1964, Konstrukteur: Gilles Costantini, Werft: Costantini, Frankreich
Pen Duick III, Baujahr 1967, Konstrukteur: Eric Tabarly, Werft: La Perrière, Lorient, Frankreich - unter Eric Tabarly ein äußerst erfolgreiches Regattaschiff! Weltweit!
Bugform damals 1967
...und heute
Pfarrkirche St. Peter, 1466 in heutiger Form fertiggestellt
Kaum noch Platz für die vielen Helden!


07.05.2023 


 Wenn der Wind nicht mitspielen will, dann muß es die Stahlfock (Der gute Yanmar-Diesel) bringen. Die Tanks sind mit rotem, sprich: zollfreiem, Marinediesel gefüllt (Preis ca. 1€/l), der Wind soll nicht ganz von vorne kommen und später auf Flautenstärke abnehmen. 

Also auf in die Bretagne! 

Vier Uhr Aufstehen, Frühstücken, nochmal die letzten Wetterkarten und Windvorhersagen aus dem Internet holen, alles im Schiff seefertig stauen ...und bis dann die Leinen los kommen, ist es 6 Uhr geworden. 

Es wird gerade hell. Guernsey schläft noch und hat als Decke (einen Nebelschleier) über die Ohren gezogen. 


 An der Südspitze heißt es dann: Kurs Roscoff. Erstaunlicherweise kommt der Wind segelbar aus Nordwest und vorübergehend stark genug, um der Maschine eine Pause zu geben. Ab Nachmittag kommt die angesagte Flaute. Dafür schiebt der Strom jetzt gewaltig mit. Schon um 17:00 zieht die  Île de Batz vorbei, um 17:45 liege ich in einer Besucherbox der Marina Roscoff. 


 08.05.2023 


Auch für heute keine guten Aussichten! Südwest auf West drehend – also wieder von vorn! 

Dann die üblichen Mißgeschicke: ein Luk offen gelassen - reingeregnet, das Duschhandtuch draußen gelassen – naß. Und überhaupt ist es Grau in Grau und regnet. 

 Egal, das Ziel Brest ist nah. Um 8 Uhr schiebt sich ARIEL aus dem Hafen. Wieder zur Überraschung weht der Wind aus Süden oder sogar noch etwas aus Südost, daß aus der befürchteten Motorfahrt eine ordentliche Segelei wird.  Schon um 12:00 ist der große Leuchtturm auf der Île de Vierge an Backbord querab. 

Um 12:50 Wende und im großen Bogen um den Leuchtturm mit seinen Klippen herum in die Einfahrt von L´Aber Wrac´h. 

Das Butterfaß will nicht umgefahren sondern umfahren werden!

Um 14:00 liege ich ruhig in der Marina.

L´Aber Wrac´h (Aber heißt wohl auf bretonisch Fluß)

Leider strömt jetzt Landregen vom Himmel, außerdem ist Feiertag (Tag des Sieges 1945) und die Geschäfte sind geschlossen. Zeit um Brot zu backen. 

Auch das Leben an Land ist voller Gefahren!


09.05.2023 


Auf zur letzten Etappe! Die Windprognose sagt zunächst mal wieder Gegenwind, aber dann leichte Rechtsdrehung, so daß mit der Kursänderung auf Süd gesegelt werden kann. Dann allerdings zunehmende Windstärken in Böen 7 Bf. 

Hochwasser ist entgegenkommenderweise geradezu mundgerecht kurz nach 8 Uhr, so daß ein fast normales Aufstehen und Frühstücken möglich ist. 

 Kurz vor Hochwasser wirft mir ein freundlicher Angler die Leinen zu und flußabwärts geht es mit Motor der See entgegen. 

Die Ansteuerungstonne heißt übrigens LIBENTER, ob das ein frommer Wunsch oder ein Seufzer der Erleichterung sein soll? 

 Draußen ist außer drohend schwarzem Gewölk alles erstaunlich ruhig, so daß ich erst mal ein paar Kreuzschläge unter voller Besegelung mache. Dann, wie bestellt die Winddrehung auf West und mit einem  Schrick in den Schoten geht’s nach Süden in den Canal de Four. An Backbord zieht der gleichnamige Leuchtturm vorbei. Er ist beliebtes, Gischt umtostes Photoobjekt bei Sturm. 

In der Ferne taucht schon die Pointe de S. Mathieu mit seiner Kirchenruine und den beiden Leuchttürmen auf. Der Strom schiebt jetzt dazu noch kräftig mit – Wir machen fast 9 kn über Grund.

Pointe de St..Mathieu von Süden

Um 12:45 ist S. Mathieu passiert und der Kurs führt nach einer Halse in die Rade de Brest hinein. Wie angedroht legt der Wind weiter zu. ARIEL fliegt geradezu dem vorläufigen Reiseziel zu. 

Sonnenschein...
...und finstere Wolken wechseln sich ab.

Die Marina du Moulin Blanc kenne ich noch nicht. Eine betonnte Rinne führt dorthin. Die Tiefenangabe von 1,30 m macht einen Ostseesegler wie mich natürlich nervös, Aber das sind ja Extremwerte, die nur bei ganz besonderen Konstellationen erreicht werden. Heute kommen trotz Niedrigwasser nochmal 1,7 m dazu – also alles in Ordnung. Der Hafenmeister weist mir einen Platz zu. Um 16:00 legt ARIEL trotz pfeifendem Windes sanft am Gästeponton an.

Tschüß, bis hoffentlich bald!