Montag, 1. Juni 2020
Blauer Himmel, Sonnenschein und Vogelgezwitscher wecken uns auf unserem Ankerplatz im Flemhuder See.
Nach gemütlichem Frühstück „ Anker auf“ und hinaus auf den Nord-Ostsee Kanal. Kräftiger Ostwind bläht unseren Yankee und beschleunigt die Motorfahrt in Böen um einen Knoten. So kommen wir bis zu unserem Tagesziel, dem ca 60 km entfernten Giselaukanal mit 40 l Diesel (seit der Abfahrt in Kiel) aus.
Wie so oft herrscht vor der Schleuse eine himmlische Ruhe. Nur gelegentlich rumpelt ein Auto über die Holzbohlenbrücke vor der Schleusenkammer.Ein Naturidyll, das wir gern bei jeder Kanalpassage besuchen!
Gespannt besichtigen wir die Schleuse und erkundigen uns beim Schleusenmeister nach Einzelheiten. Nein, Probleme gäbe es keine und auch unser Tiefgang von 2,15m ginge bei einer angegebenen Solltiefe von 2,40m in Ordnung. Na, da bin ich mal auf morgen gespannt!!!
Dienstag, 2. Juni 2020
Um 12:30 ist es soweit. Der Arbeitsponton in der Schleuseneinfahrt hat seine Schweißarbeiten beendet und fährt nach Brunsbüttel zurück.
Die Schleusentore stehen offen, grünes Licht: Einfahrt frei. Langsam sinken wir einen knappen Meter auf das Niveau der Binneneider ab. In Schleichfahrt verlassen wir die Schleusenkammer. Mindesttiefe 2,40 m !! Also alle Sorgen umsonst.
In langsamer Fahrt lassen wir die idyllischen Ufer der Eider vorbeiziehen. Immer ein scheuer Blick auf das Echolot, aber flacher als 2,70 m ist es nirgends. Zwischendurch schleppen wir noch ein Kanu mit drei Wandergesellen. Abends erreichen wir Bargen mit einem 4m tiefen Anleger und einem freundlichen Hafenmeister.
Mittwoch, 3. Juni 2020
Seit 8:30 gleiten wir über die spiegelglatte Eider. Weiter strahlender Sonnenschein gelegentlich ein Windhauch aus Ost. Die Ufer treten allmählich zurück. Kühe und Schafe grasen an den Ufern. Um 12:00 haben wir die Schleuse Nordfeld erreicht. Danach beginnt die Tideneider. Wir starten eine Stunde vor Hochwasser und haben bis Friedrichstadt auflaufendes Wasser mit mehr als genug Wasser unter dem Kiel.
Im gezeitenfreien Innenhafen wird’s eher knapp und wir lassen Ariel bis zu ihrem Liegeplatz am Brückenkopf „pflügen" .
Anschließend Rundgang durch die nach holländischem Vorbild erbaute Grachtenstadt. Nach dem Parkplatzangebot vor der Altstadt zu urteilen, mag es hier zur Hochsaison schon sehr voll werden, jetzt ist der Touristenansturm eher mäßig. Drohende Gewitterwolken und erste Blitze lassen uns den Spaziergang abkürzen.
Donnerstag, 4. Juni 2020
Kurz vor Hochwasser verlassen wir durch die Schleuse dies nette Städtchen und mäandern zwischen Pricken und einigen Tonnen die Eider hinab nach Tönning. Da der eigentlich Hafen zu flach für uns ist, bleiben wir draußen an der Eiderkaje. Im Wasser- und Schifffahrtsamt erklärt mir ein netter Beamter die neusten Peilergebnisse der sich schnell verändernden Tiefen. Morgen sollte es zwei Stunden vor Hochwasser genügend Wasser für unsere 2,15 m Tiefgang geben. Hoffentlich gibt’s auch den richtigen Wind!
Samstag, 6. Juni 2020
Bei kräftig auflaufendem Wasser legen wir etwas spektakulär ab. Danach unter Motor mit ständigem Blick auf das Echolot in vielen Windungen eiderabwärts. Wir haben nie weniger als drei Meter unter dem Kiel. Das mächtige Eidersperrwerk kommt in Sicht. Wie immer auf der Eider reagiert der Schleusenwärter prompt und ausgesprochen freundlich. Kaum stehen wir vor der Einfahrt gehen schon die Tore auf und die Straßenbrücke hebt sich. Nach 15 min laufen wir in die Außeneider und setzen bei zunächst leichtem Südwind die Segel. Die dicken Robben lassen sich von uns nicht stören. Die Ansteuerungstonnen EIDER, HEVER und RÜTERGATT sind die nächsten Wegpunkte. Inzwischen nimmt der Wind auf 25 kn zu und wolkenbruchartiger Regen überschüttet uns auf dem Weg durchs Rütergatt. Segel bergen, Motor an und hinter einer Fähre tasten wir uns in den Fährhafen. Bis kurz vor 22:00 machen wir hier provisorisch fest und schleichen im letzten Tageslicht entlang des Prickenweges zum Steg der Amrumer Yachtclubs. Das Ferienziel ist erreicht.
5.-10.6.auf Amrum
Donnerstag, 11. Juni 2020
Um 06:00 ist Hochwasser!
Also 4:30 aufstehen! Seeklar machen! Um 6:00 fahren wir an der Amrumer Frühfähre nach Wyk und Dagebüll vorbei, biegen dann aber nach Südwesten ab zum Rütersgatt. Ein kräftiger Nordost schiebt uns zusammen mit dem ablaufenden Wasser voran. Der Plan sieht vor, das Eiderflach (1,70m) rechtzeitig vor dem nächsten Niedrigwasser zu überqueren. Eigentlich läuft alles bestens! Nach der Ansteuerungstonne Rütersgatt nehmen wir Kurs auf die Eider Ansteuerung und setzen bei halbem Wind noch den doppelt gerefften Yankee. Mit 7-8 kn zischen wir dahin. Ein Schiff des WSA Tönning überholt uns und ist ca 15 min vor uns an der Barre. Vorsichtshalber frage ich über UKW an, welche Tiefe sie auf der Barre messen. Die ernüchternde Antwort: einsachtzig! Nochmal Rückfrage; Wassertiefe? Antwort: Ja, 1,80m!
Hm!? Kann eigentlich gar nicht sein! Wir haben Nipptide und noch fast zwei Stunden bis Niedrigwasser! Aber Vorsicht ist die besser, als auf die Barre zu brummen. Also Ankern vor der Barre und abwarten!
Auch ein neues Erlebnis irgendwo auf der Nordsee zu ankern! Ist zwar nur 3,50 tief, es herrscht ablandiger Wind und in der Ferne ist St. Peter Ording zu erkennen. Trotzdem ein leichtes Gefühl der Verlorenheit in der weiten Wasserwelt.
Einige Stunden später, nach einem guten Mittagessen geht’s bei kräftig auflaufendem Wasser unter Maschine weiter. Inzwischen hat der Wind auf ONO gedreht und bläst mit 25 kn. Wind gegen den Strom. Um 16:00 werden wir durch das Eider Sperrwerk geschleust.
Wir nutzen die Flutwelle und reiten auf ihr die ganze Tideneider hoch bis zur Schleuse Nordfeld. Dort erst mal erneute Aufregung, denn der Schleusenmeister meldet sich nicht. Fünf Telefonversuche bleiben ohne Antwort. Ist er schon nach Hause gegangen? Hat er vielleicht einen Herzinfarkt bekommen und liegt bewußtlos in seinem Büro??
Nach Ziehen eines Drahtes an einem der Pfähle vor der Schleuse (kleine Artistikeinlage sowohl des Schiffsführers als auch der Crew!!!) und kräftigem Tuten mit dem Horn kommt er dann doch locker, fröhlich von irgendwo angetrabt und schleust uns durch.
Etwas weiter oberhalb fällt der Anker - das ist ja dann doch alles gut gegangen!!
Freitag, 12. Juni 2020
Morgens leider bedeckter Himmel und Nieselregen. Doch das bessert sich, bis am Abend wieder die Sonne scheint. Wir genießen noch einmal die idyllische Fahrt durch die baumbestandene Binneneider. Beim Träumen lasse ich eine rote Backbordtonne an Steuerbord. Das Boot mach eine kleine Verbeugung und wir stehen. Na ja, ist ja nur weicher Schlick! Rückwärtsgang rein und dann aber bitte auf der richtigen Seite vorbei! Der Wasserstand scheint mir zwar etwas niedriger als bei der Hinfahrt, aber es empfiehlt sich doch die Tonnen richtig zu passieren.
Nach der Schleuse Lexfähre ändert sich nochmal die Landschaft. War die Eider zwischen Nordfeld und Lexfähre eingedeicht, was bedeutet, daß der Blicknur bis zum Deich geht, kann man ab Lexfähre weit ins grüne Holsteinische Land schauen.
Um 17:15 schleusen wir durch die Gieselau-Schleuse und sind wieder in heimatlichen Gefilden.