04.07.21
Ruhiges Hochdruckwetter, kein Wind, dafür Nebel, der sich im Laufe des Vormittags langsam auflöst.
Gestern in der Marina lebhaftes Ferientreiben mit Grillen, Kinderspielen und gemütlichen Runden „beim Wein“.
Heute Morgen dementsprechend noch alles im Schlaf und ich schleiche mich in aller Ruhe vorsichtig aus meiner Box.
Bis Schleimünde müssen wir die Stahlfock nehmen. Dann entwickelt sich der Hauch aus Ost zu einer handigen Brise. Alle Segel setzen und Hinein in die sonntäglich belebte Kieler Förde.
Am frühen Nachmittag haben wir Friedrichsort passiert und ich mache mich klar für die Schleuse. Nach kurzer Wartezeit dürfen wir vor den Berufsschiffen in der Schleuse festmachen.
Das Schleusen dauert ja nicht lange in Holtenau, deshalb geht es schon nach einer Viertelstunde in den Kanal.
Um 19:30 kommt Rendsburg in Sicht. Bis 22:00 dürfte ich theoretisch weiterfahren. Bis zum Giselaukanal werde ich es aber nicht schaffen. Also steuere ich in den Borgstedter See und lasse in idyllischer Umgebung als einziges Boot den Anker fallen.
05.07.21
Heute will ich den Kanal hinter mich bringen und dann möglichst schnell nach Helgoland weiterfahren. Dazu muß die Tide auf der Elbe stimmen, d.h. der Ebbstrom soll ARIEL ein paar Knoten Zusatzgeschwindigkeit geben.
Ab 13:00 beginnt in Brunsbüttel der ablaufende Strom, siebeneinhalb Stunden werde ich vermutlich bis dort brauchen, ergibt eine Abfahrtszeit von 05:00! Daher um 4 Uhr raus aus der Koje, Frühstück, Anker aus dem Schlamm ziehen und los in den rosigen Morgen. Im Westen drohen dunkle Wolken und bis Brunsbüttel werde ich ein erstes mal kräftig naß. Um 12:00 erreiche ich die Hafengrenze. Bisher erfolgte die Schleusung in Brunsbüttel immer sehr zügig, weil die Sportboote durch die alte, kleine Schleuse gingen. Nun muß aber ein Schleusentor ausgewechselt werden und alles geht parallel mit der Berufsschifffahrt, die natürlich Vorrang hat.
Erst um 14:30 bin ich auf der Elbe. Dann ist die nächste Gewitterfront da mit Schauern und ordentlichen Böen von Beaufort 6-7.
Da wird es heute nichts mehr mit Helgoland! Kurz nach 16:00 erreiche ich Cuxhaven und fädle mich (inzwischen glücklicherweise bei Flaute) in eine Box.
06.07.21
Die Tide bestimmt wieder einmal die Planung. Um 22:30 ist Hochwasser, der Strom nach draußen beginnt gegen 00:00. Oder natürlich 12 ½ Stunden später also am Mittag. Dann ist aber stärkerer Wind angesagt und ich komme vielleicht nur mit Schwierigkeiten aus der Box.
Um Mitternacht wache ich auf. Alles ruhig, noch nichts mit Starkwind – also los!
Erst mal mit Motor geht’s hinaus auf die Elbe. Wenig Schiffsverkehr, gute Sicht, der Strom schiebt wie erwünscht, es ist ja noch Springzeit. Immer schön außerhalb des roten Tonnenstrichs. Bei Tonne 6 stelle ich den Motor ab, und segle an den Ankerliegern vorbei auf das Helgoländer Leuchtfeuer zu, das ich schon lange sehen kann.
Um 7:00 taste ich mich zum Tanken in den Binnenhafen. Steuerfrei zu tanken lohnt sich, zumal kein Biodiesel beigemischt ist! Das anschließende Verholen in den Südhafen wird spannend. Inzwischen bläst es, wie vorhergesagt, kräftiger, und die Yachten liegen schon in Fünferpäckchen. Und ich soll da mit knapp 20 Tonnen auch noch außen dran? Nach einigen Runden hat die Hafenmeisterin Erbarmen mit mir und weist mir einen Platz an der Kaimauer, wo sonst eine Fähre anlegt, zu.
Ein längerer Marsch über die Insel steht an. Der Tourismus ist wieder zurück. Die Insel sei „voll“, wie mir die Bäckerin verrät. Auf dem Friedhof suche ich das Grab des Kinderbuchautors James Krüss. Da gäbe es zwar zwei, aber keines sei das des Dichters. „Der wurde auf See bestattet“ versichert der Friedhofsgärtner.
Am Leuchtturm vorbei zum Klippenweg, auf dem Schautafeln die Geschichte, Fauna und Flora und sonst alles Besondere der Insel erklären.
Der Höhepunkt waren für mich die Brutkolonien der Basstölpel. Ich hatte sie immer für besonders scheue Tieren gehalten, die mich mit ihren eleganten Gleitflügen zwischen den Wellenbergen oder halsbrecherischen Sturzflügen aus großer Höhe begeistert haben. Und hier sitzen sie zu Hauf ohne jede Scheu direkt neben dem Weg und pflegen ihre Jungen. Der Lärm ist ebenso beachtlich wie der Gestank, wenn man in Lee der Kolonie steht.
Erst um 18:00 komme ich zurück. Nun rasch in die Koje morgen will ich bei Tagesanbruch den schönen Südwind nutzen, danach soll eine Schwachwindperiode folgen.
07.07.21
03:00 Aufstehen, 04:00 segelfertig, den Nachbarn wecken; der muß erst mal ablegen, dann kann ich raus.
Es weht doch noch mit Beaufort 5 und Böen auch mal 6. Ich setze daher auch nur den Yankee, weil der Kurs fast „platt vor dem Laken“ läuft. Durch die noch stehende Dünung knallt das Segel erheblich. Erst nach Stabilisierung durch Ausbaumen wird es besser. Nun rauscht ARIEL wieder dahin wie im Passat.
An Backbord zieht ein Windpark nach dem anderen vorbei. Unter blauem Himmel zischen wir nach Norden, vorbei an der Amrumbank, vorbei an Sylt, ich kann den Leuchtturm Kampen erahnen, vorbei an Rømø und schließlich vorbei an Fanø und Esbjerg. Horns Rev passiere ich innen durch das Slugen Fahrwasser. Dann nochmal ein 30 sm Bein auf altem Kurs in Richtung Hvide Sande. Genau um Mitternacht laufe ich in den großen Fischereihafen ein und finde erfreulicherweise in einer Ecke des Südhafens meinen Liegeplatz.
08.07.21
Um 08:00 wache ich auf. Auf den Nachbarschiffen wird schon im Cockpit gefrühstückt. Ich lasse es gemütlich angehen, nun sind es ja bis zum Limfjord nur noch kleine Etappen.
Als letzter gehe ich kurz nach zehn auf die Reise. Ich habe das Gefühl hier keine touristischen Offenbarungen verpasst zu haben.
Draußen immerhin noch vier Windstärken. In bewährter Weise unter Schmetterling Beseglung weiter nach Norden, Tagesziel Thorsminde am Nissum Fjord. Um 16:00 nimmt der freundliche Nachbar aus Hvide Sand meine Leinen an.
Der Fischereihafen wurde erst 1972 eingeweiht. Er liegt vollkommen geschützt und ruhig hinter der Dünenkette. Allerdings sollte man wohl nicht bei auflandigem Sturm einlaufen.
Wer Badeferien machen möchte, ist hier goldrichtig! Die Strände sind unendlich weit! Das „Strandungsmuseum“ (die Küste ist ja dafür berüchtigt) soll auch sehenswert sei, macht aber schon um 17:00 zu.
09.07.2021
Wieder wecken mich strahlende Sonne und blauer Himmel. Nur der Wind hat auf NNW gedreht, also ziemlich genau aus der Richtung, in die ich will.
Na, macht nichts. Es sind nur 20 Meilen bis Thyborøn, der Wind ist mit 10 -15 kn (Bf 3-4) gerade richtig und die See ruhig. Ein perfekter Segeltag! ARIEL läuft wie auf Schienen – eine Wohltat nach dem Geschaukele auf den Vorwind- Kursen der Vortage. Nach vier Kreuzschlägen liegt die Einfahrt an.
Nur das Anlegen fordert mehr als sonst! ARIEL will einfach nicht durch die Pfähle der Box hindurch. Auch stärkerer Motorschub hilft nicht. Und dann klemmt es natürlich um so mehr beim Versuch wieder raus zu kommen. Zum Glück findet sich gegenüber eine etwas breitere Box!
Beim Landspaziergang stoße ich auf ein Museum, das sich mit der Skagerragschlacht befasst. Leider auch schon geschlossen. Vielleicht ist das ein Programmpunkt für morgen.
10.07.21
Eigentlich fing der Tag gut an. Zwischen den Wolken ab und zu ein blaues Loch, kräftiger Nordwest – für eine zügige Weiterfahrt beste Voraussetzungen. Zuvor noch ins Museum, das sich hauptsächlich mit dem Marinekrieg auf der Nordsee während des Ersten Weltkrieges befaßt. Die Dänen waren ja neutral und saßen auf der Jütländischen Tribüne, während von der Nordsee der Kanonendonner heranrollte. Ich fand eine gut kuratierte Ausstellung mit klarem Blick auf das Leid, was dieser sinnlose Krieg verursachte. 8.000 Tote an den zwei Tagen der Skagerragschlacht. Und dann das Glückwunschtelegramm an Krupp was für gute Kanonen und Munition er doch geliefert hätte! Mit moderner Unterwassertechnik und Tauchern sind inzwischen fast alle Schiffe auf dem Meeresgrund dokumentiert und erforscht. Mit geradezu besessener Akkuratesse sind viele Fundstücke restauriert! Am meisten hat mich beeindruckt, wie die Besatzung eines notgewasserten und sinkenden Zeppelins von einem gegnerischen Fischkutter nicht geborgen wurde und die Todgeweihten mehrere Flaschen mit ihren letzten Grüßen an ihre Verwandten abwarfen. Diese Nachrichten kamen tatsächlich auch an und sind als Faksimile zu lesen!
Zurück zur ARIEL: Leinen los und raus in den Kanal „Saelhundeholm Løb“. Tja eigentlich alles klar grüne Tonnen rechts, rote links in dem Bereich soll es ja laut Karte noch 8 m Tief sein. Komisch, es sind aber nur 3 m – lieber ein paar Grad mehr zur Mitte halten - da macht ARIEL eine artige Verbeugung und steht. Kein Rumps, aber sie steht wirklich! Übliche Hektik: Segelbergen, Rückwärtsgang - nützt alles nix, der Wind drückt zusätzlich noch auf den Sand. Erst ein kräftiges Motorboot kann mich wieder freischleppen. „Ja die Sandbank hat sich weiter vorgeschoben! Halte dich besser an die Steuerbordseite“ ist der Kommentar. Ich bin bedient für heute!
Glücklicherweise ist nichts kaputtgegangen! Vor dem Wind geht es weiter durch den Rest des Kanals (aber sowas von „in der Mitte“!) und die Nissum Bredning. Etwas erfreulicher die Durchfahrt durch den Oddesund mit einem ausgesprochen freundlichen Brückenwärter. Dann noch durch den Venø-Sund und in den vorläufigen Zielhafen Struer. Es gibt hier einen großen Yachthafen, aber zu irgendwelchen Boxenmanövern fehlt mir heute der Nerv. Im Gamle Havn ist viel Platz; auch zum längsseits anlegen. Morgen verhole ich mich in aller Ruhe zwischen die Pfähle.
Von hier aus erforschen wir nun eine Woche lang die umliegenden Inseln und starten in einer Woche mit der Rückreise durch die Ostsee.
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18.07.21 Eine Woche mit karibischem Wetter, idyllischen Häfchen, Muschelsammeln, viel Premier IS und freundlich, entspannten Dänen liegt hinter uns. Heute geht es mit neuer Crew auf die Heimreise. Die Kaltfront eines Tiefs bei Lappland sorgt für Wolken und Wind. West 6 in Böen 7 versprechen einen furiosen Start. Mit zwei Reffs im Großsegel und der kleinen Cutterfock zischen wir nur so dahin. Wir grüßen noch einmal von Ferne unsere Häfchen und Ankerplätze. Hinter Nykøbing und Fur geht es hinaus auf die Livø Bredning und die Løgstør Bredning. Immer über 9 kn!
Um 15:30 bergen wir vor Løgstør die Segel und versuchen einzulaufen. Leider alles sehr eng und sehr voll. Bevor wir hier Unheil anrichten, machen wir lieber kehrt und segeln gleich weiter bis Aalborg.
Nach 10 Stunden, um 20:00 machen wir in der Marina Fjordbacken fest. Die Front ist durchgezogen und wir genießen den Sonnenuntergang bei makellos blauem Himmel
19.07.21 Fast wie schon gewohnt: blauer Himmel, Wärme und zarte Brise. Gut, daß wir gestern den Wind genutzt haben und heute nur eine beschauliche Motorfahrt bis Hals Sinn macht.
Zuerst sind die beiden Klappbrücken in Aalborg zu passieren. Die (östliche) Straßenbrücke öffnet jeweils zur vollen Stunde. Die von uns aus davorgelegene Eisenbahnbrücke fünf Minuten davor, so daß wir im Konvoi mit ca. 10 anderen Yachten zügig weiterkommen. Das Land wird zunehmend flacher, die Ufer treten weiter zurück. Ein abgebrochener Windmühlenflügel bleibt neben interessanten Wolkenformationen noch der aufregendste Blickfang.
Um 15:30 laufen wir in Hals ein.
Per Fahrrad erkunden wir das verträumte Marschland der Limfjordmündung auf beiden Seiten. Die Fähre ist für Fahrradfahrer frei.
20.07.21
Wie im Wetterbericht angedroht, fängt es ab Mitternacht an zu blasen. Leinen ächzen, Riggs pfeifen und irgend etwas klappert am Mast. Im Laufe des Vormittags scheint das Schlimmste vorüber und wir machen uns kurz vor Mittag bei Bf 5-6 auf den Weg über die Aalborg Bucht nach Grenaa. Mit zwei Reffs im Großsegel geht es bei fast achterlichem Wind zügig dahin. Ein klein wenig kommen Erinnerungen an die Passatrouten auf! Einen hart am Wind segelnden, entgegenkommenden Schweden beneide ich nicht. Der hat es wohl eilig nach Hause zu kommen!?
Um 16:35 liegt Fornæs querab und kurze Zeit später befinden wir uns in dem schon recht vollen Sportboothafen von Grenaa ein. Nach einigen Runden durch die Hafenbecken machen wir an einem sehr reparaturbedürftigen Fischkutter fast in der Hafeneinfahrt fest. Faszinierend wie die mindesten 20 nach uns kommenden Boote doch noch irgendwo unterkommen!
21.07.21
Seit Tagesanbruch zieht eine nicht enden wollende Prozession von Schiffen an uns vorbei. Offensichtlich galt gestern hier das Motto „eingeweht“. Wo am Vortag noch die Schiffe in Dreierpäckchen lagen, schauen wir bis zehn Uhr in einen fast leeren Hafen.
Bei fast Flaute tuckern auch wir schließlich nach Süden. An Backbord blauer Himmel und Sonnenschein, an Steuerbord schwarze Wolken.
Kurzer „Segelversuch“ in der Hjelm-Dyb, dann wieder mit der Stahlfock bis Ebeltoft.
Direkt neben der „Jylland“ finden wir unseren Liegeplatz. Mit der Liegegebühr müssen wir auch gleich für alle Eintrittskarten buchen. Wie sich herausstellt ein Glücksfall, denn ab 18:00 haben wir das gesamte Museumsgelände für uns. Morgen wartet ab 10:00 der eigentliche Museumsbesuch auf uns.
22.07.21
Heute also Museumstag auf der JYLLAND. Ein klein wenig schließt sich der Kreis. Auf Helgoland (siehe oben) habe ich von der Seeschlacht bei Helgoland (1864) zwischen der vereinigten Preußisch – Österreichischen Marine und der Dänischen Flotte erfahren. (Bisher war mir die Schlacht bei den Düppeler Schanzen als wichtigstes Kriegsereignis des Preußisch – Dänischen Krieges vor Augen.) Die JYLLAND war nun also Teilnehmerin dieser Schlacht und mußte –technisch wegen ihren Vorderladerkanonen bereits technisch veraltet – viele Treffer hinnehmen. Immerhin konnte sie das Schlachtfeld aber noch schwimmend verlassen.
Jetzt liegt das Schiff im Trockendock und kann nach jahrzehntelanger, detailgetreuer Renovierungsarbeit vom Kielschwein bis zur Großmastspitze besichtigt werden. Mit lebensgroßen Puppen werden Szenen aus dem sicher nicht bequemen Leben der „Sealords“ von „Backen und Banken“ bis zu einer Beinanputation dargestellt.
In den benachbarten Werfthallen kann man den Handwerkern bei den Instandhaltungsarbeiten zusehen.
Um 12:00 demonstriert ein Kanonenschuß Schlachtenlärm und Pulverdampf.
Für uns das Signal zum Aufbruch!
Bei leichtem Südwest kreuzen wir aus der Ebeltoft Vig heraus nach Süden und können nach einigen Kreuzschlägen endlich die Südspitze der Halbinsel Helgenæs mit dem malerischen Leuchtturm Sletterhage anliegen.
Nach der Umrundung hoffen wir auf eine flotte Fahrt raumschots nach Norden in die Aarhus Bugt und weiter in die Kalø Vig. Leider schläft der Wind nun ganz ein und der Motor bringt uns in die Knebel Vig, wo dann der Anker fällt. Der fast volle Mond bescheint eine nahezu vollkommen von Land umschlossene Bucht, in der wir eine ruhige Nacht verbringen.
23.07.21
Die Nacht war wirklich ruhig. Flaute und spiegelglattes Wasser. Langsam tuckern wir wieder heraus aus der Knebel Vig und nehmen Kurs auf die nördlich benachbarte Egens Vig. Hier befindet sich auf einer Halbinsel die Ruine der aus dem vierzehnten Jahrhundert stammenden Königsfestung Kalø. Vorsichtig tasten wir uns zu unserem Ankerplatz in 3 m Tiefe vor und lassen erneut den Anker fallen. Beiboot klarmachen, alle einsteigen und – Außenborder streikt. Energisches Anreißen des Motors durch alle Teilnehmer, Choke raus, Choke rein, Vollgas, kein Gas. Nix geht!! Rettender Vorschlag: Macht doch mal den Benzinhahn auf. Rrrrummm – los geht´s!
An Land fädeln wir uns in den Touristenstrom, der sich vom Parkplatz über die schmale Landbrücke zur Burg hinzieht, ein. Wir genießen die herrliche Aussicht über die Egens Vig und die darin ankernde ARIEL.
Zurück an Bord ein kulinarisches Highlight: Pølser à la ARIEL ...mit allem: rot, weiß, gelb, geröstete Zwiebel, Gurken!
Dann Anker auf und gemütlich „auf Rentnerart“ (=nur mit ausgerolltem Vorsegel) hinüber nach Aarhus.
24.07.21
Aarhus hat uns angenehm überrascht! Lange Diskussion, ob wir uns so einen Stadthafen nach all den idyllischen Ankerplätzen und Fischerhäfchen antun sollen. Laut meinem Danske Havnelods (von 2005 allerdings) liegt der Yachthafen direkt hinter dem Containerterminal. Aber es hat sich offensichtlich so einiges getan in 20 Jahren. Statt Containerterminal ist ein neuer Stadtteil à la „Hafencity Hamburg“ mit eigenwilliger Monumentalarchitektur entstanden. Die Liegeplätze sind dicht an dicht mit Yachten aus Schweden, Deutschland, Holland und natürlich Dänen belegt. Zahlreiche Lokale bieten ihre Gastronomie im Freien an. Überall pulsierendes Leben. Mit Glück konnten wir uns gestern noch in eine Lücke quetschen. Auch der gestrige abendliche Ausflug in die Altstadt führt uns an zahlreichen voll besetzten Lokalen (von Sternelokal bis Studentenkneipe) vorbei. Aarhus hat die größte Universität mit den meisten Studenten Dänemarks. Das sieht man im Stadtbild!
Wir liegen an der Wasserseite der Fischhändler. Ein Gang durch die Läden lohnt sich allein, um den Ungeheuern mal ins Auge zu sehen!
Um 13:00 verabschieden wir uns aus dem quirligen Getümmel und nehmen Kurs auf Samsø. Der versprochene Ostwind stellt sich tatsächlich mit angenehmen Bf 4 ein, und so rauschen wir an Tunø vorbei. Das Häfchen Mårup im Nordwestteil der Insel ist unser Ziel. Als wir um die Ecke kommen sehen wir einen Mastenwald im Hafen und zahlreiche Ankerlieger vor dem Hafen. Da macht es wohl wenig Sinn, einen Liegeplatz zu suchen. Die große Mårup Vig bietet ja bei weiter angesagtem Ostwind genügend Ankerplätze. Und so fällt der Haken 2 sm weiter vor Sandstrand und waldigem Ufer.
Ein dramatischer Sonnenuntergang beschließt den Tag.
25.07.21
Über Nacht hat es schon mal ordentlich im Mast gepfiffen. Am Morgen: bedeckter Himmel mit Farbabstufungen von Weiß bis ins dunkelste Grau. Erster Blick zum Wetterbericht: Ost – Südost um 5. Der ideale Wind, um rasch in den Kleinen Belt zu kommen. Der Windmesser spricht aber doch mit 22 kn eine andere Sprache. Also: zweites Reff ins Großsegel und „Anker auf“. Zusammen mit der Cutter Fock liegt ARIEL ausgewogen auf dem Ruder. Auch die eher wetterkritische Crew enthält sich allzu ernster Kommentare. Erstmals auf der Reise wird das Ölzeug wirklich naß. Aber in der Ferne „wird es schon wieder hell“. Und tatsächlich, südlich von Endelave kommt die Sonne heraus, der Wind läßt etwas nach und der Yankee kann nach und nach ausgerollt werden. Um 16:00 passieren wir die alte Lillebælt-Brücke. Im Fænø-Sund Segelbergen und die letzte Meile bis zum Yachthafen Middelfart unter Motor. Ich fahre eine Alibirunde durch den Hafen, um dann mit gutem Grund hinter Fænø ankern zu können. Aber der hinterste Steg hält einen passgenauen Liegeplatz bereit, der nach Ariels Leinen ruft. Na wer weiß wozu es gut ist, denn die nächste schwarze Wolkenwand zieht auf...
26.07.21
... und in der Tat nachts grelle Blitze, krachender Donner, Regenschauer aber keine dramatischen Böen.
Am Morgen schwüle Hitze bei bedecktem Himmel, diesig. Kein Windhauch, bleiern glatte See. Wird wohl ein Motortag!
Um 11:00 tuckern wir dann also gemächlich inmitten einer wahren Bootsprozession nach Süden. Ungefähr so wie zwischen Maasholm und Schleimünde am Sonntagmorgen! Dazu reichlich Gegenverkehr mit logischerweise genau entgegengesetztem Kurs. Nix mit Autopilot und Buch lesen!
Bei Årø regt sich ein erstes Lüftchen aus Südost und nach der Passage des gleichnamigen Sundes können die Segel gesetzt werden. Der Wind legt zu, die ersten Schaumkrönchen zeigen sich. Mit gefierten Schoten rauschen wir auf Barsø zu. Nördlich an der Insel vorbei schlüpfen wir in den Genner Fjord. Östlich der Halbinsel Kalvø fällt der Anker bei immerhin 10 m Wassertiefe. Weiter landwärts steigt der Grund rasch an und es liegen dort bereits andere Boote.
Inzwischen bietet das Wetter einen Mix aus schwarzen Gewitterwolken und blauem Himmel mit brennendem Sonnenschein.
Wir setzen über nach Kalvø, das ein Naturschutzgebiet mit zahlreichen Vogelarten ist. Ein gepflegter Rundweg führt um die Insel.
Am Abend jagen Schweinswale um das Schiff herum, während wir den Sonnenuntergang genießen.
27.07.21
Beim Frühstück genießen wir noch einmal den Blick über die bewaldeten Ufer unserer Ankerbucht. Der Blick zum Himmel bietet für Optimisten viel Blau, für Pessimisten dunkle Gewitterwolken. Der Südwestwind verspricht aber einen angenehmen Anlieger in den Alsen Fjord. Schon kurz nach zwölf Uhr bergen wir vor der Rinne in die Dyvig die Segel. Ein holländischer Traditionssegler will auslaufen – das warten wir mal lieber vor der engen Durchfahrt ab. Dann rasch durch die Baggerrinne bevor der nächste Dicke kommt.
Endlich haben wir mal Zeit die nach Süden abzweigende Mjels Vig zu erforschen. Vorsichtig schleicht ARIEL sich durch das mit roten und grünen Kugelfendern begrenzte Fahrwasser. Die eigentliche Mjels Vig wird leider in ihrer Mitte durch eine große Untiefe eingeengt. Ein Segler ist offensichtlich schon festgekommen und versucht mit den üblichen Tricks freizukommen. Andere Ankerlieger schauen interessiert zu. Da können wir mit unserem Tiefgang auch nicht helfen und machen kehrt! Der Anker fällt dann an gewohnter Stelle westlich des Badehotels in Dyvig.
Im Frühjahr hatten wir bei einem Landspaziergang einen Weinberg entdeckt. Und in der Tat die Weinstöcke tragen reichlich Reben.
Auf dem Rückweg gerate ich in merkwürdige Stallanlagen mit langen Käfigreihen von ca 50 x 50 cm. Das muß wohl eine dieser durch Corona zu trauriger Berühmtheit gekommenen dänischen Nerzfarmen gewesen sein. Die riesigen Ausmaße der Anlage beeindrucken mich! Ein Gulag für Nerze! Was daraus wohl in Zukunft wird?
28.07.21
Nach einer ruhigen Nacht vor Anker frischt der Wind am Morgen böig auf. Mit einem Reff im Großsegel und der kleinen Cutterfock geht´s dann auf die Reise. Ein Holeschlag genügt; nach der Wende können wir den Alsen Fjord entlang rauschen und locker den Eingang zum Alsen-Sund anliegen. Bei Südsüdwest müssen wir allerdings den Alsen-Sund aufkreuzen.
Kurzer Einkaufsstop in Sønderborg. Wir machen vor dem weithin sichtbaren (häßlichen) Hotelturm fest. Andererseits überraschen uns zahlreiche liebevoll restaurierte Fischerhäuser in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Zurück zum Schiff müssen wir uns mit dem Ablegen beeilen, denn wir hören schon wie sich die Schranken der Hebebrücke schließen. Alles geht aber glatt.
Nun noch ein letztes Aufkreuzen in die Flensburger Förde.
Mit List und Tücke oder wahrscheinlich einfach Glück können wir die meisten Gewitter vermeiden.
Wir begegnen der Thor Heyerdal, einem Topsegelschoner aus Kiel.
Ein letzter Gewitterschauer zieht hinter uns mit Donnergrollen vorbei – und dann sind wir wohlbehalten wieder „zu Hause“.
Der Segelkreis rund um (fast ganz) Jütland ist geschlossen